Die BestÀubung
Honigbienen bestĂ€uben Blumen, das weiss jedes Kind. Doch damit aus Kirsch-, Tomaten- oder ErbsenblĂŒten auch zuverlĂ€ssig FrĂŒchte wachsen, braucht es eine Vielfalt an Insektenarten, und diese sind zunehmend bedroht.
Ohne Insekten keine FrĂŒchte
Ohne BestĂ€ubung wĂ€ren Obst und Beeren Mangelware, es gĂ€be kein Raps- und Sonnenblumenöl, keine HĂŒlsenfrĂŒchte wie Erbsen und Bohnen. Bis zu einer halben Milliarde Franken jĂ€hrlich ist die BestĂ€ubung durch Insekten in der Schweiz laut der Forschungsanstalt Agroscope wert.
Nicht in die Berechnungen miteinbezogen ist der Wert der BestĂ€ubung bei Wildpflanzen: Ohne BestĂ€ubung wĂŒrde jedoch ein Grossteil der BlĂŒtenpflanzen aus unseren Landschaften verschwinden. Ăbrig blieben einzig windbestĂ€ubte Pflanzen wie GrĂ€ser, NadelbĂ€ume und weitere Pflanzen, die fĂŒr ihren Pollenflug bekannt sind.
Die anderen Bienen
In kaum einem Land gibt es so viele Honigbienenvölker wie in der Schweiz. Honigbienen ĂŒbernehmen einen Teil der BestĂ€ubung, denn sie sind bei der BlĂŒtenwahl wenig wĂ€hlerisch. Aber die Honigbienen allein reichen eben nicht aus.
Die rund 600 Wildbienenarten in der Schweiz sind fĂŒr die BestĂ€ubung der Nutzpflanzen mindestens genauso wichtig wie die Honigbienen, die zum Beispiel bei nasskaltem Wetter gar nicht erst ausfliegen. FĂŒr eine gute BestĂ€ubung entscheidend ist nicht allein die Zahl der Bienen, sondern ganz besonders auch die Vielfalt der Bienenarten, die eine BlĂŒte besuchen. Es wĂ€re deshalb riskant, bei der BestĂ€ubung einzig auf das Nutztier Honigbiene zu setzen, das anfĂ€llig auf Parasiten und Krankheiten ist.
Insekten brauchen Lebensraum
Um die BestĂ€ubung langfristig zu sichern, mĂŒssen Wildbienen und andere bestĂ€ubende Insekten, wie Schwebefliegen oder Schmetterlinge, schweizweit in gesunden BestĂ€nden vorkommen. Nur so ist die BestĂ€ubung der Nutzpflanzen gewĂ€hrleistet, und insbesondere auch die der Wildpflanzen. Viele Wildpflanzenarten werden nicht von Honigbienen besucht und sind auf spezialisierte Insektenarten angewiesen.
Momentan steht fast die HĂ€lfte aller Wildbienenarten auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Bei den meisten anderen Insektengruppen sieht es nicht besser aus. Gut vernetzte Schutzgebiete, sowie mehr Natur im Siedlungs- und Kulturland sind der SchlĂŒssel dafĂŒr, dass Wildbienen und andere Insekten wieder ausreichend Nahrung und Nistmöglichkeiten finden.
Grosse Wirkung auch im Kleinen
Bei der Förderung der Wildbienen und anderer Insektenarten spielt auch der Siedlungsraum eine zentrale Rolle. In der Schweiz gibt es unzĂ€hlige GrĂŒnflĂ€chen rund um WohnhĂ€user und BĂŒroliegenschaften, die die insektenfreundlich angepflanzt und gepflegt werden können. Auch im öffentlichen Raum, auf FlachdĂ€chern oder im Industriegebiet ist das Potential fĂŒr mehr BiodiversitĂ€t im Kleinen gross.
Die Entwicklung im Kulturland können wir alle ĂŒber unseren Konsum steuern. Eine vermehrt pflanzenbasierte ErnĂ€hrung mit saisonalen, einheimischen und nachhaltig hergestellten Lebensmitteln ist nicht nur gesĂŒnder, sie wirkt sich auch positiv auf die BiodiversitĂ€t aus. Und ĂŒber den Einsatz in Naturschutzgruppen kann man aktiv bei der Schaffung und Pflege von Hecken, Blumenwiesen und Lebensraum fĂŒr BestĂ€uberinsekten mithelfen.
Links zu weiterfĂŒhrender Literatur
FiBL (Hrsg.) (2016): Wildbienen und BestÀubung. Faktenblatt
Bienen erbringen wertvolle BestÀubungsleistungen
Rote Listen: GefÀhrdete Arten der Schweiz
Weniger BestÀubung bedeutet weniger gesunde Lebensmittel (Englisch, Environmental Health Perspectives, Dez. 2022)
Zunahme der hÀufigen Pflanzenarten in der Schweiz: InsektenbestÀubte Arten legen weniger stark zu (Englisch, Abrahamczyk, S., Kessler, M., Roth, T. et al. Temporal changes in the Swiss flora: implications for flower-visiting insects. BMC Ecol Evo 22, 109 (2022). )
RĂŒckgang von PflanzenbestĂ€ubern bedroht Artenvielfalt (Englisch, Science Advances, Okt 2021)
Antworten des Bundesrates zu Vorstössen
23.7098 | Nicht-ionisierende Strahlung schÀdigt Insekten | Das Schweizer Parlament
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